Lois Holzman PhD, mit Fred Newman Gründerin des East Side
Institute NY und seine langjährige Leiterin, war mit ihrer Arbeit zur
Unterstützung von Entwicklung und Lernen zweimal Gastdozentin in der
Mediationsausbildung von inmedio frankfurt, sowie in zwei Werkstätten für
inmedio & friends. Im Interview mit Marcela Müllerová erläutert sie
Hintergründe ihrer Arbeit.
Welche Erfahrung hat dich ermutigt, das East Side Institute zu
gründen, und was waren deine Ziele?
Es war nicht so
sehr eine einzelne Erfahrung, sondern eher eine Verkettung aus Ereignissen und
Erlebnissen. Nach meinem PhD in Entwicklungspsychologie wollte
ich etwas bewegen an der Ungleichheit und Ungerechtigkeit der Welt, und ich
wollte zur Entwicklung von armen Menschen und von arbeitenden
Menschen beitragen. Die Methoden der Psychologie, ihr Verständnis von Entwicklung, und
ihr Verhältnis zum Lernen fand ich zu eng auf das Individuum zugeschnitten und -
durch ein falsches Verständnis der Objektivität und den Labormethoden verpflichtet
– schädlich für die Leute, besonders für Arme und für Minderheiten-Kinder, die
an den Schulen scheiterten.
Wann war das?
Mitte der 70er Jahre. Zu der Zeit traf ich den Philosophen Fred Newman,
den ähnliche Fragen bewegten. Newman hatte sich bereits von der Universität
abgewandt, zugunsten von Community Organizing und um eine unabhängige
Organization von ihren Wurzeln her aufzubauen. Er hatte das Konzept der Social
Therapy, und hatte eine florierende Praxis. Unser Ziel bei der Gründung des
Instituts war es, einen Raum, eine Aktivität zum Aufbau zu schaffen für
diejenigen, die ein neues Verständnis und eine neue Praxis des Menschseins
wollten – also Psychologie in ihrem weitesten Sinn: davon, wie Menschen fühlen,
denken und sich zueinander verhalten.
Haben die Ziele sich im Lauf der Jahre verändert?
In unseren
frühen Jahren haben wir uns darauf konzentriert, Social Therapists auszubilden
und Social Therapy Centers in verschiedenen Teilen von New York City
aufzubauen, auch in armen Stadtvierteln. Bald wurde klar, dass der Ansatz der
Social Therapy – nämlich Menschen dabei zu unterstützen, dass sie sich
entwickeln indem sie ihre Umgebung und ihre Beziehungen selbst aufbauen – dass
dieser Ansatz außerhalb von therapeutischen Settings angewandt werden wollte.
Wir dehnten unsere Tätigkeit, unsere Trainings und Projekte aus auf Schulen,
auf Jugendarbeit, auf den Gesundheitssektor und aufs Arbeitsleben. Mit dem
akademischen Zusammenhang blieben wir durch Konferenzen und
fachwissenschaftliche Publikationen in Kontakt.
Was ist die Kernbotschaft Eurer Arbeit?
Man kann Menschen nicht untersuchen als wenn sie Sterne oder Bäume wären.
Neue Psychologien müssen sich auf Menschen als Soziale Wesen beziehen, auf uns
als Erschaffer unseres eigenen Lebens und unserer Gemeinschaften. Entwicklung passiert den Menschen nicht; wir
bringen sie im gemeinsamen Handeln mit Andren hervor. Die Praxis des Instituts
bezieht sich auf Menschen jeden Alters und aller Lebenswege als Aufführende und
Erschaffer ihres Lebens. Wir nennen sie eine Psychologie des Werdens.
Der Mensch als aktiver Gestalter seines Lebens - was hat Euch den entscheidenden Anstoß gegeben, Euren Weg als
Developmentalists zu beginnen, und was waren bislang die 3 wichtigsten Schritte
auf diesem Weg?
Schritt 1 mein leidenschaftliches Interesse an Sprache –
was sie für uns leistet, woher sie kommt, und wie wir sie erlenen.
Schritt 2 war eine Forschungsarbeit mit sehr jungen Kindern; sie hat mir Vigotskys Methodik nahegebracht hat, das Soziokulturelle Verständnis des Verhältnisses von Sprache und Denken, und die Erkenntnis von der Schlüsselrolle des Spiels in der menschlichen Entwicklung.
Schritt 3 war die Fülle an Erfahrungen als Community Organizer und das Wachstum der Social Therapy. Diese Erfahrungen haben mich verändert, von der Entwicklungspsychologin zum Developmentalist, also zu jemandem, die Menschen darin fördert, sich zu entwickeln.
Schritt 2 war eine Forschungsarbeit mit sehr jungen Kindern; sie hat mir Vigotskys Methodik nahegebracht hat, das Soziokulturelle Verständnis des Verhältnisses von Sprache und Denken, und die Erkenntnis von der Schlüsselrolle des Spiels in der menschlichen Entwicklung.
Schritt 3 war die Fülle an Erfahrungen als Community Organizer und das Wachstum der Social Therapy. Diese Erfahrungen haben mich verändert, von der Entwicklungspsychologin zum Developmentalist, also zu jemandem, die Menschen darin fördert, sich zu entwickeln.
Bei inmedio hast Du nun zum zweiten Mal eine Folge von 2 Workshops
für Mediatoren gegeben. Was lernt die Mediation von der Entwicklungspsychologie
– und umgekehrt, gibt es etwas, das Du von deinen Begegnungen mit Mediation
gelernt hast?
Ich habe
Mediation sehr schätzen gelernt. Eure Stärke ist es, Menschen in ihrer sozialen
Entwicklung zu unterstützen. Sie schaffen neue Aufführungen ihrer Beziehung,
ihres Ärgers, ihrer Enttäuschung, und dabei transformieren sie ihren Blick und
ihre Beziehung zu ihren Kollegen. Durch die Arbeit mit inmedio gelingt es mir
zum Beispiel, Mediation mit den Augen einer Psychologie des Werdens oder der
Aufführung zu sehen. Was Ihr tut, sehe ich als Arbeit daran, manche der tief
verwurzelten Einstellungen, die unsere Beziehungen verbinden und uns gefangen
halten, zu lockern – Vorwurf, Recht und Unrecht, Wahrheit.
In welcher Weise ist deine Arbeit als developmentalist eine
politische Arbeit?
Die
Hauptströmung der Entwicklungspsychologie gründet letztlich bereits auf einer
politischen Sicht, wenn sie beansprucht, Menschen mit einem Modell von
Naturwissenschaft und Medizin zu verstehen. Indem ich daran arbeite, an Stelle
einer Psychologie der Vohersage eine Psychologie der Möglichkeit zu entwickeln,
auszuüben, zu verbreiten und zu erweitern, dann kann meine Arbeit als politisch
verstanden werden. Ich bin überzeugt, dass die Menschen aller Welt sich
intellektuell, emotional und kulturell entwickeln müssen für einen politischen
und kulturellen Wandel. Erst dann können wir neue Lösungen für die am stärksten
verhärteten Ungerechtigkeiten entdecken.
Welche Vision verbindest Du damit?
Ich möchte eine
Welt sehen, in der die Menschen ständig neue Möglichkeiten aufführen, und
außerhalb ihrer Komfort-Zone spielen. Die Welt einer voll und ganz
partizipativen Demokratie. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, jeden einzeln
Menschen auf der Welt zu befragen: „Sollten wir etwas untenehmen, damit jeder
Mensch genug zu essen hat – die Antwort wäre ganz sicher: „Ja“. Meine Vision
ist, dies verwirklicht zu sehen.
Lois, danke für das Gespräch. Wir freuen uns über die enge Zusammenarbeit mit dir, sie
gibt uns und unseren AusbildungsteilnehmerInnen viele wertvolle Anstöße, vielen Dank auch dafür!
http://loisholzman.org/
http://eastsideinstitute.org/
Foto:
Das Gespräch mit Lois Holzmann (re.) führte Marcela Müllerová (li.) In der Mitte Marie-Christine Henschen (beide inmedio frankfurt)
Das Gespräch mit Lois Holzmann (re.) führte Marcela Müllerová (li.) In der Mitte Marie-Christine Henschen (beide inmedio frankfurt)
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